Fast scheint es eine späte Versöhnung Georg Karl Pfahlers mit Berlin zu sein, so großzügig, so anerkennend, so überzeugend wurde der 2002 mit 75 Jahren verstorbene Farbfeldmaler in dieser Stadt eine halbe Ewigkeit nicht mehr gezeigt. Zuletzt gab es hier für ihn nur noch böse Auseinandersetzungen: um die Zerstörung seiner kompletten Raumgestaltung für das Wilmersdorfer Gebäude der IBB-Bank Ende der neunziger Jahre, um die unglückliche Präsentation seiner kurz darauf für den Ältestenrat im Reichstag entworfenen Farbpaneele.
Doch mit der Ausstellung in der Galerie Ascan Crone kehrt Georg Karl Pfahlers Werk strahlender denn je zurück. Die Zeiten, der Geschmack mussten sich erst ändern, um zu erkennen, welche Qualität in den großen quadratischen Bilder steckt. Durch die Brille junger Maler und Bildhauer, die sich der späten Moderne besonnen haben, durch Künstler wie Anselm Reyle, Tomma Abts, Sergej Jensen, Gerold Miller und Katja Strunz, beginnt man plötzlich auch das Werk dieses Vergessenen wieder neu zu sehen.
Ähnlich wie diese junge Generation die Fährte zu den amerikanischen Hardedge-Malern aufgenommen hat, deren Kunst durch die Abstraktionen eines Josef Albers, das Bauhaus und am Ende Malewitsch gespeist ist, verlief auch Pfahlers Weg. Wer sich auf die Suche nach diesen Ursprüngen macht, muss unweigerlich auch seinen metergroßen Tafeln begegnen, in denen er die reine Farbe feiert, ihre mögliche Wirkung immer wieder durch Verschiebung der Gewichte neu austariert. Blau, Rot, Gelb, Grün werden gegeneinander verschoben, in Dreiecke gesteckt, um die runde Ecke gebogen (36 000 bis 83 000 Euro). Diese Malerei aus den Sechzigern und Siebzigern behauptet reine Gegenwart und erscheint plötzlich unerwartet frisch.
Pfahler feiert damit ein furioses Comeback, wie so mancher Künstler aus der Frühzeit der Republik in diesen Tagen. Einst gehörte er zu den großen Namen im Kunstbetrieb, gestaltete den deutschen Pavillon 1970 in Venedig, vertrat 1981 sein Land auf der Biennale in São Paulo, war Documenta-Gast. Nach Jahren der Vergessenheit verdient sein Werk den neuen Blick.
Nicola Kuhn